… steht uns leider nicht nur auf dem Rasen bevor. Vor allem bei Heimspielen kommen gravierende Veränderungen für uns Fans hinzu. Mit dem leicht veränderten und somit weiterhin sehr starken Kader und dem hoch gehandelten neuen Trainer Pep Guardiola sind die sportlichen Aussichten wohl weiterhin sehr vielversprechend. Der Mitglieder-Boom hielt weiterhin an und die weit über 200.000 Vereinsmitglieder wollen von Herzen gerne ihre Mannschaft im Stadion erleben. Vielfach ist jedes Auswärtsspiel daher natürlich längst schon überbucht. Dabei wollen wir natürlich auf keinen Fall differenzieren zwischen einem „besseren oder schlechteren Fan“, zwischen denjenigen die seltener ins Stadion gehen und denjenigen, die nahezu immer da sind. Der FC Bayern ist nun einmal ein Weltverein, das ist Fakt.
Befremdlich und grotesk erscheint es nichtsdestotrotz, wie unser Verein, ausgerechnet mit denen umgeht, die ihn besonders aufopferungsvoll und leidenschaftlich unterstützen. Die Bilder der Drehkreuze, vor unserer Südkurve – wohlgemerkt der Heimkurve, dem Herzstück jeder Fanszene – sind in unseren Köpfen präsent. Trauer und Wut zugleich sind unter anderem die Folgen der Erkenntnis, dass wir nicht mehr im Kreise unserer Freunde die Mannschaft von unserem jahrelangen Platz bei Heimspielen unterstützen können. Folglich werden wir bis auf weiteres keine Zaunfahne bei Heimspielen unseres Vereins aufhängen. Dies fällt uns natürlich keinesfalls leicht. Der FC Bayern ist und bleibt unser Verein, somit werden weiterhin auch Mitglieder unserer Gruppe bei Heimspielen anwesend sein, obwohl es uns nicht mehr möglich ist, als Gruppe bei Heimspielen aufzutreten. Anders als in den letzten Auswärtsspielen in der vergangenen Saison werden wir allerdings unsere Zaunfahne wieder richtig herum aufhängen. Diese Ausdrucksform von Protest zeigte grundsätzlich unsere Verachtung gegenüber dem Umgang unseres Vereins mit den eigenen Fans. Dieser Protest sollte allerdings keine dauerhafte Verwendung finden, da das Verkehrt-herum-aufhängen der Zaunfahne als Dauerzustand nicht mehr als aktuelles Zeichen von Ablehnung verstanden werden kann. Was uns ohne Frage noch bleibt, ist eine weiterhin hingebungsvolle Unterstützung unserer Mannschaft bei den Auswärtsspielen in Deutschland und Europa. Nur so können wir zeigen, was der Verein an uns hat. Die Rücknahme der Auswärtsdauerkarten für den nationalen und internationalen Pokalwettbewerb ist dabei sicherlich alles andere als hilfreich. Auch die Begründung dafür im Einsatz von Pyrotechnik ist ebenso absurd wie einmal mehr erschreckend heuchlerisch. Unnachweisbare Sicherheitsbedenken wurden einmal mehr zur Stützung einer Maßnahme gegen treue Fans angeführt.
Was auf den einen oder anderen unter uns sicherlich erschreckend wirkt, ist allerdings bittere Wahrheit. So passt unser FC Bayern wohl ganz gut in die gegenwärtige – teils verlogene – Fussballwelt. Nur als ein Beispiel außerhalb unseres Vereins kann man die Aussage des DFL-Verantwortlichen Andreas Rettig bei der Vorstellung des Spielplans zur neuen Saison heranziehen:”Wir müssen uns auch nach den berechtigten wünschen der Fans richten, mit denen wir seit dem 12.12. ja in einen konstruktiven Dialog eingetreten sind”, hieß es in dessen einleitenden Worten. Mit einem Spiel an einem Dienstagabend um 18:30 Uhr in Freiburg tut man das sicherlich nicht. Es stehen nun einmal andere Aspekte im Vordergrund als die Fans, bei denen WIR nicht nur unerwünscht scheinen, sondern dies tatsächlich sind!
Mit voller Deutlichkeit bekamen dies einmal mehr über 50 Bayernfans zu spüren, gegen die bundesweite Stadionverbote von 2-3 Jahren ausgesprochen wurden. Diesen Leuten gilt es unsere volle Unterstützung entgegenzubringen. Auch unsere Gruppe ist davon betroffen, weshalb es zur neuen Saison eine Fahne zu Ehren der Stadionverbotler von uns geben wird. Grundsätze wie die Unschuldsvermutung, was wohl jedem Jura-Studenten im ersten Semester gepredigt wird, sind einmal mehr irrelevant. Auch das ist natürlich befremdlich, wenn grade der eigene Vorstand voller Gerechtigkeitssinn auf derartige Maßnahmen beharrt. Diese Reihe von Ereignissen ließe sich zweifelsohne noch weiter fortführen, doch schlussendlich kommt man immer wieder zu ein und derselben Erkenntnis: Der weltoffene FC Bayern mit seinem so sympathischen Umfeld betrachtet uns nur noch als wertlos. Bei all den sportlich rosigen Perspektiven und mitunter auch schon der Vorfreude von Einigen auf den Weltpokal in Marokko im Dezember sorgt der Blick auf die neue Saison für alles andere als uneingeschränkte Begeisterung. Ein Verein kann sich nicht mit Bildern einer bunten Kurve, die so vorerst nicht weiter existieren kann von Fans, die er nicht erwünscht schmücken! Im Herzen ist dies immer unser Verein, ob und inwiefern das vor allem der Vorstand des FC Bayern realisiert, ist sicherlich ungewiss…
RED FANATIC MÜNCHEN im August 2013