UNVERHÄLTNISMÄSSIGE UND IM NACHHINEIN ALS UNRECHTMÄSSIG EINGESTUFTE FREIHEITSBERAUBUNG VON FAST 400 BAYERNFANS

WENN FUSSBALLFANS ZUM SPIELBALL DER (LOKAL-)POLITIK WERDEN

Eigentlich war es ein rundum gelungener Tag im Bremer Weserstadion am Ende der Saison 22/23. Mit Toren von Serge Gnabry und Leroy Sane verteidigte der FC Bayern die Tabellenführung gegen hartnäckige Dortmunder Verfolger. Im Gästeblock herrschte ausgelassene Stimmung und die Pyroshow zur zweiten Halbzeit sorgte bei vielen mitgereisten Bayernfans für Begeisterung.

So traten wir gut gelaunt den Rückweg in den Freistaat an. Womit zu diesem Zeitpunkt keiner rechnete: Die Bremer Polizei hatte sich in den Kopf gesetzt oder wohl viel mehr den Auftrag erhalten, alle 380 Insassen des Buskonvois der Südkurve einer Identitätsfeststellung zu unterziehen. Selbst als wir die Armada aus Polizeifahrzeugen auf dem Parkplatz eines Baumarkts ausmachten, hielten wir es für schwer vorstellbar, was uns die kommenden Stunden erwarten sollte.

Ausgangspunkt war die Pyroshow im Gästeblock, bei der niemand zu Schaden gekommen war, die aber offensichtlich am Ego des im Stadion anwesenden Bremer Innensenators Ulrich Mäurer kratzte. Ein Innensenator, der nicht zum ersten Mal auf Kosten von Fußballfans populistische Politik gemacht hat und sich zufälligerweise zu diesem Zeitpunkt im Wahlkampf für seine Wiederwahl befand. Ein Innensenator, der die Kosten der Polizeieinsätze auf die Fußballvereine umwälzt und an diesem Tag nicht mit Einsatzstunden seiner Untergegebenen und Gerät geizte. Stimmte uns das überdimensionierte Polizeiaufgebot anfangs noch zuversichtlich, dass die Kontrolle zumindest schnell über die Bühne gehen würde, wurden wir auch hier eines Besseren belehrt.

Zwar versammelten sich im Laufe des Abends Einheiten der Polizei Bremen, BFE Bremen, Polizei Schleswig-Holstein, Bundespolizei und Autobahnpolizei, aber statt Zusammenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen Einheiten zu üben, durfte jede Einheit für sich selbst Massen-ID-Behandlung am lebenden Objekt durchführen. So wurde die „Behandlungsstraße“ mehrfach umgebaut, jede Einheit durfte eigenes Equipment einsetzen und vor allem jedes Mal zunächst aufs Neue ihre Taktik besprechen. Das zog sich natürlich dementsprechend und wir kamen nicht um den Eindruck herum, dass im Vorfeld der Europameisterschaft gewisse Verfahren von möglichst vielen Uniformierten an möglichst vielen Fans erprobt werden sollten.

Für uns hieß das weitere Stunden eingesperrt in vollen Bussen zu verweilen ohne die Möglichkeit, sich mal die Beine zu vertreten. Weitere Stunden, in denen man nicht ohne Begleitung durch Beamte bzw. Beamtin auf die Toilette gehen konnte. Nach vielen Stunden des Wartens dann eine Leibesvisitation bei der die Beamten und Beamtinnen wohl selbst nicht so genau wussten wonach sie suchen.

Alles in allem fühlte sich das alles komplett absurd an. Kann so ein Vorgehen legal sein? Wieso ist es quasi Woche für Woche möglich, Fußballfans solchen Maßnahmen zu unterziehen? Wieso können wir einfach beinahe 7 Stunden bis 5 Uhr in der Nacht festgehalten werden, obwohl im Grunde gar nichts passiert ist? Haben wir weniger Rechte als andere?

Zumindest hat ein Gericht in Bremen jetzt im Fall von zwei Bayernfans, die gegen die Maßnahme geklagt hatten, entschieden, dass selbige als Ganzes und bezogen auf alle Betroffenen unrechtmäßig war.

Die betroffenen Bayernfans sind um eine Anekdote reicher, die außerhalb der Fan-Bubble niemand wirklich glauben mag.

Herr Mäurer wurde inzwischen wiedergewählt.

Die sicherlich nicht unerheblichen Kosten für den überdimensionierten und jede Verhältnismäßigkeit vermissenlassenden Einsatz spielen ihm sicherlich in die Karten, wenn er wieder über die schlimmen Fußballfans und die angeblich durch uns verursachten Kosten schimpft.

Der Einsatz geht auf Dich…

https://gruen-weisse-hilfe.de/amtsgericht-bremen-buskontrolle-von-bayern-fans-war-rechtswidrig/