Servus Südkurve,
wie Ihr sicherlich mitbekommen habt, spitzt sich die Situation zwischen aktiven Fans und DFB bundesweit gerade ziemlich zu. Aber nicht nur die aktiven Fans stören sich an Halbzeitshows z.B. beim Pokalfinale, Montagsspielen, Auslands-Vermarktung z.B. mit einer chinesischen Auswahlmannschaft in der Regionalliga Südwest oder Sportgerichtsbarkeit als privater Paralleljustiz. Bei den ersten Spielen dieser Saison in den unteren Ligen gab es vielerorts Protestaktionen, Spruchbänder und Gesänge gegen den DFB. Auch der Widerhall in den Medien zeigt, dass das Thema eine breite Masse interessiert. Selbst die Herren in der DFB-Zentrale sind nun aufgewacht und kündigen eine 180 Grad-Wende an. Nachdem die Töne in den letzten Jahren aber in eine ganz andere Richtung gingen, nehmen wir diese Worte mit einer gehörigen Portion Skepsis auf. Sind sie ehrlich gemeint oder ein geschicktes Manöver angesichts aufziehender Protestwolken?
Wir haben mit unserem Heimspiel gegen Leverkusen das erste Spiel der neuen Bundesligasaison in unserem Stadion und wollen bei dieser Gelegenheit ein Zeichen setzen und unsere Meinung deutlich zum Ausdruck bringen. Es geht bei unserer Kritik nicht darum, das Rad komplett zurückzudrehen und gegen jede Form von Kommerzialisierung und Professionalisierung zu sein. Jedem von uns ist klar, dass es diese Erscheinungen braucht für den Fußball, wie wir ihn kennen und lieben. Es sollte klar sein, dass die Fans im Stadion die Basis sind und nicht Facebook-Follower in Asien. Nicht nur wir haben den Eindruck, dass das in letzter Zeit bei einigen Entscheidungsträgern z.B. beim DFB in Vergessenheit gerät.
Wir haben im folgenden fünf Punkte zusammengefasst, die uns derzeit beim DFB besonders stören:
AUFWEICHUNG DER 50+1-REGEL
Die 50+1-Regel hat bisher den Einfluss von Investoren bei den Fußballclubs eingedämmt. Der Blick ins Ausland z.B. in die Premier League zeigt auf, was passiert, wenn Fußballvereine zum Spielball von Investoren werden. In Deutschland wird die 50+1-Regel nicht nur immer mehr aufgeweicht, wie derzeit bei Hannover 96, sondern im Fall RedBull komplett ignoriert und übergangen. Fußball gehört den Fans.
KORRUPTION
Die Skandale rund um Korruption bei den Fußballverbänden, die in letzter Zeit zunehmend ans Licht der Öffentlichkeit kommen, zeigen auf, wie weit sich die Ebene der Funktionäre von der Basis der Fans und Amateur-Fußballer entfernt hat. Gleichzeitig stellen sich die selben Funktionäre als Saubermänner auf ein moralisch hohes Ross.
HALBZEITSHOWS
Halbzeitshows und immer mehr Event rund um die Spiele drängen die 90 Minuten Fußball in den Hintergrund. Das Publikum in den Stadien soll ausgetauscht werden. Für junge Fans wird es wichtiger, den Stars auf Instagram zu folgen, als in der Kurve die Mannschaft anzufeuern. Rahmenprogramm ist okay, solange es Rahmenprogramm bleibt. Nicht zuletzt das Pokalfinale zwischen Dortmund und Frankfurt hat gezeigt, dass hier zunehmend Maß verloren wird.
SPORTGERICHTSBARKEIT
Die Sportgerichtsbarkeit des DFB legt auf Grundlage der Verbandsmitgliedschaft der Vereine Geldstrafen oder Tribünensperrungen wegen Verhaltensweisen der Fans fest, die der DFB als „Fehlverhalten“ wertet. Weil die Vereine als Ausrichter dafür verantwortlich sind, dieses „Fehlverhalten“ zu verhindern, werden diese vom DFB zur Rechenschaft gezogen. Die Vereine versuchen zunehmend, diese an ihren eigenen finanziellen Möglichkeiten orientierten Strafen auf Fans umzulegen. In der Konsequenz schaffen sich Verbände und Vereine dadurch eine unzulässige Paralleljustiz, um ihre Interessen durchzusetzen. Bei strafrechtlich relevantem Verhalten von Privatpersonen ist es im Normalfall der Staat beziehungsweise die staatliche Justiz, die dieses strafrechtlich relevante Verhalten ahndet und nicht eine private Körperschaft wie zum Beispiel ein Verband oder Verein. Weiterhin ist problematisch, dass sich der DFB als „Geschädigter“, Ankläger und Richter in einer Person „Fehlverhalten“ jederzeit nach eigenem Belieben selber definiert und in letzter Zeit zunehmend Kritik und freie Meinungsäußerung bestraft.
AUSLANDS-VERMARKTUNG
Sowohl für den DFB als auch für die Liga und die einzelnen Vereine ist Vermarktung in Fernost oder Amerika mittlerweile fast wichtiger als Fans in den Stadien oder Amateur-Fußballer in den kleinen Vereinen. Aktuelles Beispiel ist die Entscheidung des DFB über die Köpfe der betroffenen Vereine hinweg, eine chinesische Auswahlmannschaft außer Konkurrenz in der Regionalliga Südwest auflaufen zu lassen, um im chinesischen TV-Markt Fuß zu fassen.
Die Gruppen aus der Südkurve
Wir wollen Euch auch einladen, nach dem zweiten Heimspiel (16.09. gegen Mainz) in unsere Räume zu kommen, um über den Konflikt und die Entfremdung von Profi-Fußball und Fans zu reden. Unsere Räume findet Ihr in der Meglinger Str. 11 in der Nähe der U-Bahnstation Forstenrieder Allee. Außerdem wollen wir in Zusammenarbeit mit lokalen Fanclubs in den nächsten Wochen wieder lokale Treffen mit Fanclubs und Bayernfans in den Regionen abhalten, um den Dialog untereinander zu verbessern. Infos dazu gibt es demnächst im Südkurvenbladdl (www.suedkurvenbladdl.org).