Gemeinsame Erklärung

Im Rahmen des gestrigen Topspiels haben sich unsere beiden Gruppen/Kurven zu aktuellen Entwicklungen im deutschen Fußballgeschäft geäußert, die wir für sehr bedenklich halten.

DFL-Zukunftsstrategie: Ausverkauf an Investoren statt nachhaltiger Lösungen!

Vertreten durch die AG Zukunftsszenarien, holt die DFL aktuell Angebote für eine Überlassung eines Teils der TV-Erlöse für die nächsten 15-20 Jahre ein. Im Gegenzug würden die DFL und ihre Mitglieder von einem Investor eine hohe Einmalzahlung erhalten.  Somit würden ihnen von heute auf morgen eine Summe von ca. 2 Milliarden Euro für Investments und Tilgung von Schulden zur Verfügung stehen.
 
Aber ist fehlendes Geld im Profifußball momentan wirklich ein Problem? Ist es nicht eher eine Frage der Verteilung und vor allem die Art wie es ausgegeben wird? In keinem anderen Wirtschaftszweig wird Geld derart schnell verbrannt wie im Profifußball. Die Abfindung für Julian Nagelsmann lässt grüßen. 

Externes Geld wurde im Fußball selten nachhaltig angelegt. Spieler, ihre Berater, andere Vereine wissen, dass plötzlich viel mehr Geld im System ist. Gehälter, Provisionen und Ablösesummen passen sich daran an. 

Die Geldverbrennungsmaschine kurzzeitig anzuheizen und dafür zukünftige Einnahmen aufzugeben, könnte sich zu einer existentiellen Bedrohung für die Zukunft der Bundesliga als europäische Spitzenliga entwickeln. 
Ganz abgesehen davon, dass ein Investor   selbstverständlich Einfluss zur Profitmaximierung nehmen wird. Spielansetzungen, Auslandsspiele, Fan-Token, Fandatenverwertung – die DFL öffnet sich damit wieder allerlei Schreckensszenarien. Daher darf eine solch bedeutende Entscheidung nicht ohne die größte Gruppe der Beteiligten getroffen werden: nämlich den hunderttausenden Vereinsmitgliedern der DFL-Clubs. Wir Mitglieder müssen in solche Prozesse eingebunden werden!

DFL: Alle sind gleich – manche sind gleicher!

Damit wären wir bei der Kernthematik der Causa 50+1- der Stammverein und seine Mitglieder entscheiden. 

Im aktuellen Vorschlag zur zukünftigen Regelung von 50+1 gibt es hiervon die drei bekannten Ausnahmen. Sie sind ein wenig Gleicher als die anderen. Eine vierte real-existierende Ausnahme ließ man seitens der DFL gar komplett unter den Tisch fallen. Bei Rasenballsport kommt beinahe das gesamte Kapital vom bekannten Energydrink-Hersteller. Die formale Stimmmehrheit liegt bei einem Stammverein mit um die 1000 Mitgliedern, von denen allerdings nur ca. 20 Personen aus dem unmittelbaren Konzernumfeld auch wirklich stimmberechtigt sind. Hier ist also jemand sogar nochmal ein gutes Stück gleicher und die DFL hat eine Chance verpasst, diese Umgehung der Regel anzugehen.

Aber damit hören die Unterschiede nicht auf. Denn es ist schon sehr erstaunlich, dass Dietmar Hopp schon eine Woche vor der Vorstellung der Neufassung auf der DFL-Mitgliedertagung ankündigte, seine Anteile ohne Entschädigung an den Stammverein TSG Hoffenheim zurückzugeben. Hatte Hopp schon vor anderen DFL-Mitgliedern von den Regeländerungen und möglichen Strafzahlungen erfahren? Gab man ihm Gelegenheit sein Projekt gezielt zu schützen? Ein Schelm, wer böses dabei denkt, wenn sich andere Vereine sehr überrascht über den Vorstoß bei der Neufassung zeigten und mehr oder weniger erst durch Hopps Rückgabe der Anteile aus den Medien erfuhren, was geplant sein könnte.

Hinter den Kulissen wird hier also fröhlich gemauschelt, Mäzene geschützt und Ausnahmen bewahrt. 

Das alles lässt uns Zweifeln, ob die handelnden Akteure alle immer das Beste für die Zukunft des deutschen Fußballs, Nachhaltigkeit und einen integren Wettbewerb im Sinn haben oder ob es doch nur um Vetternwirtschaft, schnelle Gewinnversprechen und das eigene Auskommen geht.

Südtribüne Dortmund
Südkurve München