Stellungnahme der Schickeria München zum Saisonbeginn

Servus Bayernfans,

erst vor vier Wochen hat eine in allen Belangen besondere Saison für den FC Bayern mit dem Triple geendet. Sportlich war sie selbst für uns bemerkenswert erfolgreich. Das eigentlich Außergewöhnliche daran war aber, dass wir Fans den Weg zum Titel nicht auf den Tribünen begleiten konnten. Die Corona-Krise kam dazwischen. Die Profifußballvereine sahen sich aufgrund wirtschaftlicher Zwänge in der Not den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Wichtig war es bestehende TV-Verträge zu erfüllen, nicht ob Fans das Spiel live im Stadion verfolgen können.

Mit den Geisterspielen einher ging erstmals eine Selbstkritik des Profifußballs, die besonders prägnant von DFL-Geschäftsführer Seifert formuliert wurde. Laut eigener Aussage sprach er aus, was das gesamte DFL-Präsidium dachte, nämlich, dass es neue Rahmenbedingungen für den Profifußball braucht und nach der Krise nicht weitergehen kann wie bisher. 

Dass der Volkssport Fußball an der neuralgischen Schnittstelle Sport, Wirtschaft und soziale Verantwortung krankt, haben Faninitiativen seit längerem kritisiert. Auch während der Corona-Zeit gab es verschiedene Vorstöße und sogar bereits konkrete inhaltliche Vorschläge für eine substanzielle Reform. Was allerdings weiterhin fehlt ist ein glaubhafter Grundsatzbeschluss der DFL-Mitglieder zum Veränderungsbedarf wie er beispielsweise in der weit geteilten Petition von „Unser Fußball“ gefordert wurde. Wir hoffen, dass die Worte zu Beginn der Krise nicht nur leere Luftblasen waren. Wir haben auch keinen Bock uns mit purer Symbolpolitik abspeisen zu lassen. Die seit Jahren von Fanseite formulierte Kritik und nun auch weit konkreter vorliegenden Vorschläge müssen sich endlich auch in wirklichen Reformbemühungen der Verbände und Vereine widerspiegeln. Wie ernst soll man sonst die Vertreter dieser Branche nehmen können? Um gesellschaftliche Zustimmung und Verständnis bei den Fans werben, wenn es grade schwierig ist, sich dann aber nicht mehr an die eigenen Worte erinnern, wenn der Laden wieder läuft? Das ist auf jeden Fall nicht die Art, die wir uns bieten lassen.

Uns ist auch klar, dass sich nicht jeder Reformvorschlag innerhalb von einem oder zwei Jahren komplett umsetzen lässt. Es können aber ernsthafte Diskussionen geführt und die Weichen entsprechend gestellt werden. Ob das passiert, werden wir auch in der bevorstehenden Saison beobachten.

Die Spielzeit 20/21 wird nach derzeitigem Stand in den meisten Stadien mit Teilöffnung der Stadien beginnen. Unter den momentanen Umständen wird eine Rückkehr zu vollen Stadien nur über Teilöffnungen führen. Gleichzeitig sind diese aber mit all ihren Einschränkungen noch sehr weit vom Normalzustand entfernt. Nicht jeder Jahreskarten- oder Saisonabo-Besitzer wird für jedes Spiel eine Karte erhalten können. Wir werden es mit einem komplett anderen Stadionerlebnis zu tun haben. Die wenigsten werden ihren Stammplatz einnehmen dürfen, der langjährige Nebensitzer bekommt vielleicht nicht für das gleiche Spiel eine Karte, und ein Zusammenrücken auf den Stehplätzen ist sowieso ausgeschlossen. Eine Fankurve, wie wir sie kennen und lieben, kann es unter diesen Voraussetzungen nicht geben. Für uns ist Fankurve damit verbunden, zusammenzustehen, zusammen zu singen und zu hüpfen und sich frei zu bewegen. Daran ist aus für uns vollkommen nachvollziehbaren Gründen derzeit nicht zu denken. Gästefans sind aus Gründen, die wir wiederum nicht nachvollziehen können, komplett ausgeschlossen.

Im Stadion wieder als Gruppe in Erscheinung zu treten, ist für uns erst vorstellbar, wenn die Südkurve wieder zusammenstehen und die Mannschaft wie gewohnt unterstützen sowie auf der gegenüberliegenden Seite jemand für den Gegner singen kann.

SÜDKURVE STICKERALBUM Einzelbestellung

Servus Bayernfans,

nachdem schon einige Mails mit Nachfragen gekommen sind, wann man die einzelnen Sticker für’s SÜDKURVE STICKERALBUM bestellen kann um das Album vollzubekommen, gibt’s jetzt endlich Neuigkeiten:

Ab sofort könnt Ihr fehlende Nummern über folgendes Bestellformular ordern:

https://suedkurve-muenchen.org/sticker-einzelbestellung/

Bitte gebt wie immer Euren Namen und die Adresse an. Da es über 250 verschiedene Sticker gibt, haben wir aus übersichtsgründen ein Textfeld eingefügt. Bitte hier in AUFSTEIGENDER REIHENFOLGE die gewünschten Nummern einfügen, bspw. so:

1x Nr. 002
2x Nr. 005
1x Nr. 008
1x Nr. 012
2x Nr. 015

PRO Sticker sind 50 Cent fällig, außerdem kommen noch einmal 1€ für Porto und Verpackung dazu. Rechnet den Betrag bitte selbst zusammen und überweist ihn an folgendes Konto:

Kontoinhaber: Südkurvenladn e.V.
IBAN: DE62 7019 0000 0001 2030 96
BIC: GENODEF1M01
Bank: Münchner Bank eG
Betreff: Sticker + Name

Da wir mit sehr vielen Bestellungen rechnen, kann das verpacken ein bisschen dauern – wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Bestellungen bis 10.09. abgearbeitet haben.
DANACH gibt es wieder die Möglichkeit Alben und Aufkleberpakete zu bestellen – habt Verständnis dafür, dass beides nicht gleichzeitig geht.

Viel Spaß beim Album vollmachen!

In der Krise beweist sich der Charakter

Nein, der Fußball befindet sich in keiner Krise – lediglich das Geschäftsmodell derjenigen kommt ins Wanken, die sich daran eine goldene Nase verdienen. Und nicht erst jetzt, aber aktuell mit voller Wucht, bekommt der Profifußball den Spiegel vor die Nase gesetzt, mit welcher Missgunst ein großer Teil der Bevölkerung auf den Profifußball blickt. Wir nehmen wahr, dass sich das Produkt Fußball eine Parallelwelt erschaffen hat, welche viele Fußballfans mit ausufernden Transfer- und Gehaltssummen, einer unersättlich wirkenden Gier nach Profit, Korruption bei Verbänden sowie dubiosen und intransparenten Beraterstrukturen (2017/18 ca. 200 Mio. €) in Verbindung setzen.

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Erste Reihe gegen das Virus

Servus Südkurve,

seit einigen Tagen könnt Ihr die Rückerstattung der von Euch bereits bezahlten Eintrittskarten für die Saison 19/20 beantragen. Viele von Euch werden aufgrund der aktuellen Situation eine schwierige Zeit haben und das Geld gut gebrauchen können. Wir wünschen Euch allen das Beste und vor allem Euch und Euren Familien Gesundheit.

Wer es sich leisten kann und will, dem möchten wir die Gelegenheit bieten, mit dem wahrscheinlich bisher nicht verplanten finanziellen Mitteln etwas Sinnvolles anzustellen. Die Initiative „Erste Reihe gegen das Virus“ (https://erstereihegegendasvirus.de/) hat in den letzten Wochen einiges auf die Beine gestellt, um da zu helfen, wo es am nötigsten ist: bei den Angestellten im Gesundheitssystem und bei Bedürftigen.

Ihr könnt die rückerstatteten Beträge (oder einen Teil davon) unter dem Betreff „Erste Reihe gegen das Virus“ an Bayernfans helfen eV spenden.


IBAN: DE06701900000102467933
Münchner Bank
Betreff „Erste Reihe“

Bleibt gesund, haltet zusammen, wir sehen uns bald wieder.

Fußball ohne Fans ist nichts.

FUSSBALL OHNE FANS IST NICHTS

Unsere Meinung zu der Austragung von Geisterspielen zum jetzigen Zeitpunkt sollte allgemein bekannt sein. Wir verweisen an dieser Stelle gerne nochmal auf die Stellungnahmen der Fanszenen Deutschlands vom 16.04. und des Club Nr. 12 vom 25.04.

In den letzten Tagen kursierten einige, um es freundlich auszudrücken, kuriose Vorschläge, wie die möglichen Geisterspiele begleitet werden sollen, um deren naturgemäße triste Atmosphäre zu übertünchen. So sind z.B. Apps im Gespräch, über die Fans vom Sofa aus zur Geräuschkulisse bei der TV-Übertragung beitragen. Fanclubs sollen Zaunfahnen – eigentlich die handgemachten Insignien von Fanclubs, Gruppen und einzelnen Fans, die die Anwesenheit bei dem Spiel bezeugen – online bei Agenturen bestellen und von diesen aufhängen lassen.

Alleine solche Überlegungen anzustellen, ist ignorant gegenüber jenem Akteur, der einem Profifussballspiel und der TV-Übertragung normalerweise die berühmte Atmosphäre verpasst. Das ist der Stadionfan. Er soll künstlich ersetzt werden. So wenig wie möglich soll auf den Ausnahmezustand hinweisen, der ihn davon abhält, die Spiele zu besuchen. Alles soll den Anschein von business as usual machen.

Wer glaubt, er könnte ein Spiel einfach mit einer künstlichen Tonspur unterlegen und so Normalität simulieren, täuscht sich. Er verkennt vollkommen, dass die Bedeutung, die der Fussball mittlerweile hat, aus dem Miteinander vieler Menschen resultiert.  Er verkennt, dass der Profifußball soziales Phänomen ist, das von den Begegnungen der Menschen, dem gemeinsamen Mitfiebern im Stadion, aber zum Beispiel auch in den Kneipen der Stadt, lebt. Fussball alleine vor dem heimischen TV kann auch schön sein. Zu einem Massenphänomen hätte er sich aber so sicher nie entwickelt.

Künstliche Atmosphäre macht Geisterspiele nicht attraktiver. Die Diskussion darüber zeigt lediglich, dass der ein oder andere in einer Blase schwebt, in der nicht mehr ankommt, woraus die herausragende Stellung des Fussballs in unserer Gesellschaft eigentlich resultiert. Sie ist kein gottgegebener Automatismus, sondern beruht auf den Fans und ihren Gemeinschaften, die jeden Spieltag zu etwas Besonderem machen.

Fußball lebt durch seine Fans!

Schickeria München
alarMstufe rot
Club Nr. 12
Colegio
Red Fanatic München
Munich’s Red Pride
Munich Rebels

Südkurve-Stickeralbum Online-Bestellung weiter möglich

Servus Bayernfans,

die Corona Krise hält uns immernoch in Atem. Das Gebot der Tage heißt weiterhin:
BLEIBTS DAHOAM, SEIDS SOLIDARISCH!

Uns erreichen immer wieder Anfragen, ob denn eine Bestellung und damit der Versand der SÜDKURVE STICKERALBEN dennoch möglich ist. Die Antwort lautet: JA!
Wir packen trotz Corona weiter Eure Pakete, das geschieht natürlich unter Einhaltung der Hygienestandards.

Wer also ein bisschen Abwechslung für zu Hause sucht, dem sei das Stickeralbum wärmstens empfohlen. Die Rückmeldungen aus der ganzen Fanszene, aber auch von Fans anderer Vereine, sind überwältigend!

Ihr könnt das Album oder einzelne Stickerpacks unter https://suedkurve-muenchen.org/suedkurve-stickeralbum-jetzt-online-bestellen.

Fehlende Sticker zum Nachbestellen, um das Album voll zu machen, können wir Euch aktuell leider noch nicht anbieten. Wir versuchen das bis Mitte Mai einzurichten. Infos folgen!

Wer doppelte Sticker hat und diese für die Solikasse spenden möchte, kann sie gerne an:

Südkurvenladn eV
Meglingerstr. 11
81477 München

schicken.

Wir sehen uns – früher oder später – im Stadion!

SÜDKURVE FÜR IMMER!

Covid-19: Aktionshinweise

Servus München, Servus Südkurve,

auch wenn es nun erste Schritte heraus aus dem Lockdown gibt, wird uns das Thema Corona noch eine Weile begleiten. Neben den Helfern, die dadurch gefordert sein werden, sind es vor allem die sozial Schwächeren, die es treffen wird, gerade je „normaler“ der Alltag des Ottonormalbürgers wieder wird.

Neben dem Hinweis weiterhin solidarisch zu sein und nach Möglichkeit eure Hilfe anzubieten, wollen wir mit diesem Beitrag ganz konkret auf mehrere Aktionen aufmerksam machen:

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Verwendung der Überschüsse aus der 120 Jahre FC Bayern-Feier – Südkurve hilft!

Etwas mehr als einen Monat nach der 120 Jahre FC Bayern-Feier der Südkurve München wollen wir Euch über die Verwendung der Überschüsse informieren, die durch Eintritt und 120 Jahre-Merch zusammengekommen sind.

Erstmal wollen wir uns aber nochmal beim Löwenbräukeller und allen Gästen für ein rauschendes Fest mit 1.400 Bayernfans bedanken. Fotos und ein Video findet Ihr unter https://suedkurve-muenchen.org/120-jahre-fc-bayern/ und https://suedkurve-muenchen.org/video-120-jahre-fc-bayern/.

Wir haben die Überschüsse auf folgende Organisationen und Initiativen aufgeteilt:

10.000 Euro haben wir an WE KICK CORONA (www.wekickcorona.com/) von Leon Goretzka und Joshua Kimmich überwiesen.

Wir finden das Konzept der Initiative der beiden Spieler, die Gelder bedarfsgerecht an eine sehr große Bandbreite von Krankenhäusern, Tafeln und Blutspendediensten zu verteilen, sehr gut. Wir haben selbst lange recherchiert und halten das Konzept für sehr schlüssig. Danke an der Stelle an die beiden, dass sie sich dieser Aufgabe stellen. Wir können Euch nur aufrufen, ebenfalls an WE KICK CORONA zu spenden oder durch eigenes Engagement tätig zu werden.

1.000 Euro gehen an die Aktion BERGAMO MOLA MIA (www.tivoli-nord.info/bergamo) der Fanszene von Wacker Innsbruck.

Die Region Bergamo ist eine der am stärksten betroffenen Regionen in Europa, von dort haben uns erschütternde Bilder und Nachrichten erreicht. Die Initiative der Innsbrucker packt ohne langes Zögern oder bürokratisches Hin und Her an, wo Hilfe am dringlichsten benötigt wird und gibt die gesamten Spendeneinnahmen an das Krankenhaus in Seriate/Bergamo.

500 Euro gehen an das Blindeninstitut München (www.blindeninstitut.de/de/muenchen/) für ein Projekt mit einem 15-jährigen Jungen.

Der blinde Junge wird von einem Bayernfan aus der Südkurve betreut. Er ist nicht nur blind, sondern auch im Bewegungsapparat eingeschränkt. Die Spende trägt zur Finanzierung einer therapeutischen Reise an die Ostsee bei.

Club Nr. 12
www.clubnr12.org

Südkurve München
www.suedkurve-muenchen.org

Kurt Landauer Stiftung e.V.
www.facebook.com/kurt.landauer.stiftung/

Bayernfans helfen e.V.

Quarantäne für den Fußball – Geisterspiele sind keine Lösung!

Die Frage, wann und in welcher Form wieder Profifußball gespielt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen und Wochen viel diskutiert. In der nach wie vor teils unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation wurden von verschiedenen Akteuren eine Vielzahl ethischer, epidemiologischer und anderer Argumente ins Feld geführt. Im Folgenden möchten wir uns, als bundesweiter Zusammenschluss der Fanszenen und mit Blick auf die DFL-Vollversammlung, zu dem Thema äußern:

Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung. Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne.

Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht. Beschränkungen, die für vergleichbare Bereiche der Sport- und Unterhaltungsindustrie gelten, müssen auch im Fußball Anwendung finden. In einer Zeit, in der wir alle sehr massive Einschränkungen unserer Grundrechte im Sinne des Gemeinwohls hinnehmen, ist an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd. Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen, eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten und eines gemeinsamen Verfolgens potenzieller Geisterspiele durch Fans.

Die Rede von gesellschaftlicher Verantwortung und Pläne für exklusive Testkontingente (über 20.000 Stück) für den Profifußball passen nicht zusammen. Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten, bzw. erneut zu starten.

Ganz offensichtlich hat der Profifußball viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern.

Die Frage, weshalb es trotz aller Millionen keinerlei Nachhaltigkeit im Profifußball zu geben scheint, wie die Strukturen und Vereine in Zukunft robuster und krisensicherer gemacht werden können, wurde zumindest öffentlich noch von keinem Funktionär gestellt. Das einzig kommunizierte Ziel ist ein möglichst schnelles ,,Weiter so!‘‘, das jedoch lediglich einer überschaubaren Zahl an Beteiligten weiterhin überragende Einkünfte garantiert. Das Gerede von zigtausenden Jobs halten wir schlicht in den meisten Fällen für einen Vorwand, weiterhin exorbitante Millioneneinkünfte für wenige extreme Profiteure zu sichern. Dies zeigt sich auch in der absoluten Untätigkeit des DFB, im Hinblick auf den Fußball unterhalb der 2. Bundesliga. Dass Geisterspiele hier viel stärkere Folgen hätten, als in den Ligen der DFL, wird ausgeblendet. Hauptsache das „Premiumprodukt“ kann weiterexistieren. Hier wird der DFB seiner Rolle nicht nur nicht gerecht, er zeigt auch wiederholt, wessen Interessen er vertritt.

Seit Jahren fordern Fans Reformen für eine gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen und kritisieren die mangelnde Solidarität zwischen großen und kleinen Vereinen. Wir weisen auf Finanzexzesse, mangelnde Rücklagenbildung und die teils erpresserische Rolle von Spielerberatern hin. Die Gefahr der Abhängigkeit von einzelnen großen Geldgebern haben wir anhand von Beispielen wie 1860 München, Carl Zeiss Jena und anderen immer wieder aufgezeigt.

Spätestens jetzt ist es aller höchste Zeit, dass sich Fußballfunktionäre ernsthaft mit diesen Punkten auseinandersetzen. Die jetzige Herausforderung ist auch eine Chance: Die Verbände sollten diese Krise als solche begreifen und die Strukturen des modernen Fußballs grundlegend verändern. Es ist höchste Zeit!

In diesem Zusammenhang fordern wir:

  • Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wieder aufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren.
  • Eine sachliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage muss forciert und eine Abkehr vom blinden Retten der TV-Gelder vollzogen werden. Auch ein möglicher Abbruch der Saison darf kein Tabu sein, wenn die gesellschaftlichen Umstände es nicht anders zulassen. In diesem Fall sollten nicht nur Horrorszenarien in Form von drohenden Insolvenzen skizziert werden, sondern Lösungsmöglichkeiten in Form von Förderdarlehen, erweiterten Insolvenzfristen und anderen Kriseninstrumenten, denen sich auch die restliche Wirtschaft stellt, diskutiert werden.
  • Eine kommende Lösung muss maximal solidarisch sein. Es darf unter den Vereinen keine Krisengewinner – und verlierer geben. Die Schere zwischen ,,groß‘‘ und ,,klein‘‘ darf nicht noch weiter auseinandergehen. Ausdrücklich schließen wir damit auch die Vereine der dritten Liga und der Regionalligen mit ein, für die Geisterspiele ohnehin keine Option sind.
  • Die Diskussion über grundlegende Reformen, um den Profifußball nachhaltiger und wirtschaftlich krisensicherer zu gestalten, muss jetzt beginnen. Sie darf nicht nur von Fans und Journalisten geführt werden, sondern ist die zentrale Aufgabe der Verantwortlichen der Clubs und Verbände. Strukturen und Vereine müssen auf einen finanziell und ideell sicheren Boden zurückgeholt werden. Dabei muss die 50+1-Regel weiterhin unberührt bleiben.

Die Phase einer von der restlichen Gesellschaft komplett entkoppelten Fußballwelt muss ein Ende haben!

Fanszenen Deutschlands im April 2020