GEGEN DEN STROM Podcast Folge 2

Wir freuen uns euch heute die zweite Folge unseres GEGEN DEN STROM Podcasts zur Verfügung stellen zu können.

In der zweiten Folge reden wir über:

  • Spielberichte: Freiburg (H); Kiel (A); Zagreb (H); Bremen (A)
  • Kritik CL Reform
  • Ausblick Heimspiel Leverkusen (rot-weiße Trikots + Tauschkarten-Aktion für Geflüchtete)

Ihr findet die Folge unter: https://linktr.ee/suedkurvenbladdl

KILLERS IN OUR MOVEMENT ARE KILLING OUR MOVEMENT

Trotz eines von der UEFA verhängten Gästeverbots reisen kroatische Fans nach Griechenland und es kommt am Vorabend der Partie AEK Athen vs. Dinamo Zagreb Anfang August zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Fans von AEK und den kroatischen Anhängern (mit Unterstützung von Panathinaikos). Ein griechischer Anhänger wird mit einem Messer getötet und viele Personen erleiden Stichverletzungen. Bereits zwei Tage vorher ist es in Polen zu einem Todesfall gekommen, als das Bündnis Zagłębie Sosnowiec & BKS Stal Bielsko Biała ein Fanturnier der Achse Unia Tarnow und Wisla Krakau angegriffen hat. So unterschiedlich die beteiligten Fanszenen, so unterschiedlich die näheren Umstände, eines ist gleich: Am Ende ist ein Fußballfan wegen des Verwendens von Waffen tot. 

Die beiden Toten sind nicht die ersten Opfer, die durch von Fußballfans eingesetzte Waffen sterben. Einer der vermutlich bekanntesten Fälle ist der Tod von Vincenzo Spagnolo, Fan von Genoa, der 1995 durch den Messerstich eines Mailänder Ultra sein Leben verlor. Damals schlossen sich die italienischen Ultraszenen zusammen und veröffentlichten ein Communiqué unter dem Titel „Basta Lame – Basta Infami“ (Schluss mit den Messern – Schluss mit der Feigheit); es hätte die Zeit eines Umdenkens sein können, doch nicht alle Ultraszenen schlossen sich an. Eine Umkehr im Denken und Handeln fand somit auch nur in Teilen statt. 

Wir wissen, dass die Lebensrealitäten vor allem in Südeuropa andere sind als die unsere. Es gibt Gesellschaften und lokale Nischen, da mag das Mitführen einer Stichwaffe quasi zum kulturellen Gut gehören. Am Ende bleibt aber doch die Frage, wohin das Tragen und in letzter Konsequenz der Einsatz einer solchen Waffe beim Fußball denn führen soll? 

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Gegner bei einer Auseinandersetzung zumindest im Krankenhaus landet, erhöht sich drastisch und noch Schlimmeres wird mehr als billigend in Kauf genommen. 

Aber genau das darf eigentlich nicht das Ziel einer Fußballauseinandersetzung sein. Es gehört zu unserer Bewegung dazu, sich zu messen. Die Mannschaften tun das auf dem Spielfeld, wir auf den Rängen und, wenn es Anlass gibt, eben auch mal auf der Straße. Natürlich geht es dabei dann auch darum Überlegenheit zu demonstrieren, den anderen zu zeigen, dass sie hier nichts zu melden haben. Grundlage hierfür sollte aber ein Grundrespekt gegenüber dem anderen als Mensch sein. Das Bewusstsein, dass der Gegenüber auch Familie, vielleicht auch Kinder, geliebte Menschen und Freunde hat und am nächsten Wochenende wieder das Gleiche tun möchte wie man selbst. Seine Mannschaft beim Spiel zu begleiten. 

Wir sind keineswegs so naiv zu glauben, dass ein Kampf mit den Fäusten keine nicht-gewollten schwerwiegenden Verletzungen nach sich ziehen kann, weshalb für uns die oben genannten Prämissen auch zentral sind, wenn es eben mal knallt. 

Auch wenn hierzulande der Einsatz von Stichwaffen nicht üblich ist und es sicher einen breiten Konsens dagegen gibt, sind auch innerhalb der deutschen Ultraszenen schon Sachen passiert, die Grenzen überschritten. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass auch andere Gegenstände schnell zur Waffe werden, deren Wirkung man selbst nicht einschätzen kann. In unserem Beispiel war es das Werfen einer Flasche, die eine Businsassin schwer verletzt hat. Genauso meinen wir aber auch das Schießen von Leuchtspuren in Menschenmengen, den Einsatz von Pyro bei Auseinandersetzungen, Steine oder irgendwelche Schlagwerkzeuge. 

Vielleicht sind die aktuellen Vorfälle für alle Akteure Gelegenheit, das eigene Handeln zu reflektieren und darüber nachzudenken, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll und für sich eine konsequente Ablehnung von Waffen aller Art zu beschließen. 

Jeder Tote ist einer zu viel, mit jedem Toten nimmt die Bewegung Schaden, niemand gewinnt. Auch wenn wir damit natürlich nicht alle Gruppen in Europa erreichen, wollen wir zumindest innerhalb unserer Reichweite anregen, über diese Zeilen nachzudenken.

Offizielle Freundschaft Schickeria München und Ultras Empoli

Was vor über acht Jahren mit einzelnen Kontakten und einem Besuch von fünf Empolesi bei unserem Europapokal-Gastspiel in Rom begann, ist nun offiziell.
Wir und die Ultras Empoli gehen Seite an Seite. Gestern waren wir zum Heimspiel gegen Napoli mit der bis dato größten Abordnung an FC Bayern Ultras zu Gast und haben mit Stolz das erste Mal unsere Fahne in der Curva Maratona Emiliano del Rosso über die der Ultras Empoli gehängt. Wir freuen uns schon die Empolesi bald zum Gegenbesuch in der Südkurve begrüßen zu dürfen.

Neben der zahlreichen und größer werdenden Besuche und den intensiven persönlichen Freundschaften, haben wir uns auch sehr darüber gefreut, dass sich eine Vielzahl unserer Freunde in der Toskana im vergangenen Sommer zur Gruppe Ultras Empoli zusammen geschlossen haben.
Für uns war es daher nun der logische Schritt unsere Freundschaft auf die nächste Stufe zu heben.
Die Zukunft schreiben wir gemeinsam!

Schickeria München e Ultras Empoli! Empoli e Monaco!

Diffidati Liberi!

Schickeria München im Februar 2023

20 Jahre Schickeria

Servus Bayernfans,

Die Schickeria wird in dieser Saison 20 Jahre alt und heute haben wir uns selbst ein kleines Geschenk gegönnt. Sind die Choreographien in der Südkurve ansonsten in der Regel unserem Verein und der Mannschaft gewidmet, lassen wir heute zum Jubiläum ausnahmsweise einmal unsere eigene Gruppe hochleben.

„Ja mei wia kommst denn du daher, a weng ausgflippt muasst scho sei, sonst lasst di da Gorilla an der Eingangsdia ned nei, in´d Schickeria“, heißt es in einem sehr bekannten Lied der Spider Murphy Gang, das bei der Namensfindung für unsere Gruppe im Jahr 2002 eine gewisse Rolle spielte.

Eine Gruppe zur Verbesserung der Stimmung im Olympiastadion wollten wir damals gründen. Den jungen Leuten, die ausgeflippt in Sachen FC Bayern waren, ein gemeinsames Dach und Struktur bieten. Kräfte bündeln und gemeinsam an einem Strang ziehen, um auch in München die Begeisterung zu entfachen, die wir auf Reisen quer durch Europa in den Fußballstadien erlebt hatten. Diesem Ziel fühlen wir uns auch heute weiter verpflichtet

20 Jahre in der Südkurve, 20 Jahre mit dem FC Bayern, Auswärtsspiele in Europa und auf anderen Kontinenten, da sammeln sich natürlich hunderte von Geschichten und Anekdoten an. Wir haben als Gruppe sicher große Erfolge erzielt. Damit meinen wir nicht nur Erlebnisse wie die fantastische Europapokalsaison 2013, sondern ganz explizit auch den Umbau des Südkurvenunterrangs zu einer Stehplatztribüne, großartige Festivitäten für die gesamte Fanlandschaft wie die 120 Jahresfeier im Löwenbräukeller oder die Südkurvenfeiern und auch ganz einfach, dass unser Ehrenpräsident Kurt Landauer heute wieder in aller Munde ist, rassistische Parolen in der Kurve gleichzeitig der Vergangenheit angehören. Und – da werden uns wohl viele zustimmen – auch in Sachen Stimmung hat sich in den letzten Jahren natürlich einiges getan und so manch Fan anderer Mannschaften, wird zugeben müssen, dass sich der Bayernanhang doch auswärts wie zuhause lautstärker präsentiert als das Klischee es glauben lässt.

Wer dem FC Bayern über 20 Jahre auf allen Wegen folgt, die Mannschaft auch und gerade bei Rückstand nach vorne peitschen will und dabei gleichzeitig auch einen gewissen Wertekanon mitbringt, der eine kapitalismusskeptische Grundhaltung, eine antirassistische Einstellung und eine gehörige Portion Skepsis gegenüber Autoritäten beinhaltet, eckt auch manchmal an. Mit den Fans anderer Vereine, mit der Polizei, auch manchmal auch mit der eigenen Anhängerschaft und unseren Vereinsverantwortlichen. Wer 20 Jahre sichtbar und lautstark ist, begeht auch manchmal Fehler, lernt Lektionen, manche sehr bitter, andere vor allem hilfreich.  

Wir waren bei Meinungsverschiedenheiten oft hart in der Sache, wo notwendig auch einmal hart im Ton, aber nie jemand, der sich einem respektvollen Dialog und einer inhaltlichen Auseinandersetzung verschließt. Das war immer Teil unseres Weges. Wir sehen uns weiter als ein wichtiger Teil der Fanszene des FC Bayern, der aber mit den anderen Akteuren gerne in Austausch tritt, gemeinsam an Zielen arbeitet und auch mit Leuten einen guten Kontakt pflegen kann, mit denen man sich einig ist in manchen Fragen nicht einig zu sein.

Wir freuen uns über jeden Bayernfan, der bzw. die an unseren Treffpunkten vorbeischaut, sich gemeinsam mit uns um eine feurige und laute Atmosphäre im Stadion oder auch einfach um den Erhalt von Grundpfeilern unserer Fußballkultur wie Stehplätzen, fairen Eintrittspreisen, Mitbestimmung der Vereinsmitglieder oder ähnlichen Anliegen einsetzt. 
Wir wollen das gerne auch die nächsten 20 Jahre wieder tun.

Lebe Ultrà – liebe München!

Stellungnahme zur Rolle des FC Bayern bei der Verteilung der TV-Gelder

Unter der Woche hatten wir eine gemeinsame Stellungnahme der Fanszenen Deutschlands veröffentlicht, die wir vollumfänglich mittragen. In diesem Zusammenhang kommen wir aber auch nicht darum herum, einige Worte zu unserem eigenen Verein zu verlieren.

Dieser ist nämlich, allen voran Karl-Heinz Rummenigge, vor allem daran interessiert, den bisherigen Status Quo zu festigen. Bereitschaft zu Veränderungen? Vielleicht. Aber nur wenn das eigene Stück vom Kuchen nicht schrumpft.

Diese Haltung ist für uns an und für sich schon abzulehnen. Absurd wird es aber, wenn man sich vor Augen führt, wie oft sich der FCB in der Corona-Pandemie mit der eigenen Solidarität profiliert hat. Ob es der Gehaltsverzicht des Profikaders, die Unterstützung von Amateurvereinen oder die Unterstützung für eine von Spielern initiierte Kampagne war, nie wurden die Offiziellen müde zu betonen, wie sehr sich der FC Bayern für Schwächere einsetzt.

Gleichzeitig wurde suggeriert, dass natürlich auch der FC Bayern verstanden hat, dass es in Zukunft so nicht weitergehen kann.

Ob Karl-Heinz Rummenigge, der sich mehr Vernunft und ein wirtschaftliches Umdenken wünscht oder Herbert Hainer, der ins selbe Horn stößt, den Vereinen Demut attestiert und der Meinung ist, dass es so wie zuletzt nicht weitergehen kann.

Offensichtlich wird dabei beim FC Bayern aber nur an die Ausgabenseite gedacht. Ablösesummen, Spielergehälter und Beraterkosten können und sollen gerne gesenkt werden.

Geht es aber ans Eingemachte, im konkreten Fall an die Verteilung von Einnahmen aus den TV-Erlösen, herrscht Schweigen an der Säbener Straße.

Dass die konkreten Reformvorschläge von Fanseite ignoriert werden, verwundert schon nicht mehr.

Aber auch mit einem Diskussionspapier anderer DFL-Vereine wird sich lieber nicht auseinandergesetzt. Stattdessen wurde alle Energie darin investiert, eine mediale Kampagne loszutreten, damit eine unsägliche Neiddebatte zu inszenieren und abweichende Meinungen zu tabuisieren.

Nur zu gerne entfacht man einen Verteilungskampf zwischen Groß und Klein statt sich, wie propagiert, mit solidarischen und zukunftsorientierten Lösungen zu beschäftigen.

Gerade der FCB als Branchenprimus wäre in der Verantwortung substantielle Änderungen anzustoßen.

Es wird dringend Zeit, dieser Verantwortung gerecht zu werden und dafür auch finanzielle Abstriche in Kauf zu nehmen, statt sich weiterhin wie Dagobert im Geldspeicher aufzuführen. Denn genauso muss es auf den neutralen Beobachter wirken. Durch seine sportlichen Erfolge hat der FC Bayern ohnehin deutlich höhere Einnahmen aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel Sponsoring Ticket- und Fanartikelverkäufen, als die Konkurrenz. Die Zuweisungen aus dem TV-Topf der Liga machen bei uns dementsprechend einen geringeren Anteil am Gesamtumsatz aus. 113 Millionen aus der Zentralvermarktung entsprachen 2018/19 15% des Gesamtumsatzes. Werder Bremen erwirtschaftete hingegen 41% seines Gesamtumsatzes mit den 65 Millionen, die sie an TV-Geldern erhielten. Vereinfacht gesagt könnte man hier also von einer Doppelbelohnung für sportlichen Erfolg sprechen – er eröffnet zusätzliche Einnahmequellen und bringt gleichzeitig höhere TV-Gelder mit sich. Hierdurch öffnet sich die wirtschaftliche Schere zwischen den Vereinen immer weiter und der sportliche Wettbewerb wird durch diese rein ökonomische Komponente sehr stark verzerrt.

Langfristig könnte es auch wirtschaftlich im Interesse des FC Bayerns sein. Es ist jetzt sicher etwas anachronistisch Uli Hoeneß Zitat aus den 80ern zu bemühen, dass es dem FC Bayern nichts nütze eine überragende Mannschaft zu haben, wenn der Rest der Liga dann gar nicht mehr mithalten könnte. Aber ein wenig lässt sich die Hoeneß‘sche Meinung von damals doch übertragen: Der Großteil der Fans will keine Super League. Die Popularität des Profifußballs ist mit einer attraktiven Bundesliga verknüpft und lebt somit von der Konkurrenz der Traditionsmannschaften, vom Unerwarteten und der realistischen Möglichkeit, dass die Kleinen an einem guten Tag die Großen schlagen können.

Dabei wären unter den aktuellen Vorschlägen für eine andere Verteilung selbst die weitgehendsten, die auch den allergrößten Elefanten im Raum, nämlich die Einnahmen aus den Europapokalwettbewerben adressieren würden, noch lange keine Gleichmacherei. Selbst bei diesen Modellen würde der FC Bayern, wenn er die Mindereinnahmen komplett beim Spielerkader einspart, noch Gehaltsausgaben auf dem jetzigen Niveau von Borussia Dortmund vorweisen. Dem Rest der Liga wären wir also weiterhin deutlich voraus. In Europa hätten wir einen Anreiz uns auch dort für ein nachhaltigeres und weniger überhitztes wirtschaftliches Gebaren einzusetzen. Wahrscheinlich waren die Ohren dafür selten so offen wie jetzt.

Nachhaltige Veränderungen geschehen nicht von heute auf morgen und müssen nicht erdrutschartig passieren, aber es braucht jetzt einen ersten Schritt! Wir brauchen einen FC Bayern, der sich weitsichtig im Sinne eines spannenden und gesunden Profifußballs für eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder ausspricht.

Dann könnten auch die Fans wieder daran glauben, dass Selbsterkenntnis, Reformwillen und die schon erwähnte Solidarität mehr sind als Schönfärberei und leeres Geschwätz.

Schickeria München im November 2020

Stellungnahme der Schickeria München zum Saisonbeginn

Servus Bayernfans,

erst vor vier Wochen hat eine in allen Belangen besondere Saison für den FC Bayern mit dem Triple geendet. Sportlich war sie selbst für uns bemerkenswert erfolgreich. Das eigentlich Außergewöhnliche daran war aber, dass wir Fans den Weg zum Titel nicht auf den Tribünen begleiten konnten. Die Corona-Krise kam dazwischen. Die Profifußballvereine sahen sich aufgrund wirtschaftlicher Zwänge in der Not den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Wichtig war es bestehende TV-Verträge zu erfüllen, nicht ob Fans das Spiel live im Stadion verfolgen können.

Mit den Geisterspielen einher ging erstmals eine Selbstkritik des Profifußballs, die besonders prägnant von DFL-Geschäftsführer Seifert formuliert wurde. Laut eigener Aussage sprach er aus, was das gesamte DFL-Präsidium dachte, nämlich, dass es neue Rahmenbedingungen für den Profifußball braucht und nach der Krise nicht weitergehen kann wie bisher. 

Dass der Volkssport Fußball an der neuralgischen Schnittstelle Sport, Wirtschaft und soziale Verantwortung krankt, haben Faninitiativen seit längerem kritisiert. Auch während der Corona-Zeit gab es verschiedene Vorstöße und sogar bereits konkrete inhaltliche Vorschläge für eine substanzielle Reform. Was allerdings weiterhin fehlt ist ein glaubhafter Grundsatzbeschluss der DFL-Mitglieder zum Veränderungsbedarf wie er beispielsweise in der weit geteilten Petition von „Unser Fußball“ gefordert wurde. Wir hoffen, dass die Worte zu Beginn der Krise nicht nur leere Luftblasen waren. Wir haben auch keinen Bock uns mit purer Symbolpolitik abspeisen zu lassen. Die seit Jahren von Fanseite formulierte Kritik und nun auch weit konkreter vorliegenden Vorschläge müssen sich endlich auch in wirklichen Reformbemühungen der Verbände und Vereine widerspiegeln. Wie ernst soll man sonst die Vertreter dieser Branche nehmen können? Um gesellschaftliche Zustimmung und Verständnis bei den Fans werben, wenn es grade schwierig ist, sich dann aber nicht mehr an die eigenen Worte erinnern, wenn der Laden wieder läuft? Das ist auf jeden Fall nicht die Art, die wir uns bieten lassen.

Uns ist auch klar, dass sich nicht jeder Reformvorschlag innerhalb von einem oder zwei Jahren komplett umsetzen lässt. Es können aber ernsthafte Diskussionen geführt und die Weichen entsprechend gestellt werden. Ob das passiert, werden wir auch in der bevorstehenden Saison beobachten.

Die Spielzeit 20/21 wird nach derzeitigem Stand in den meisten Stadien mit Teilöffnung der Stadien beginnen. Unter den momentanen Umständen wird eine Rückkehr zu vollen Stadien nur über Teilöffnungen führen. Gleichzeitig sind diese aber mit all ihren Einschränkungen noch sehr weit vom Normalzustand entfernt. Nicht jeder Jahreskarten- oder Saisonabo-Besitzer wird für jedes Spiel eine Karte erhalten können. Wir werden es mit einem komplett anderen Stadionerlebnis zu tun haben. Die wenigsten werden ihren Stammplatz einnehmen dürfen, der langjährige Nebensitzer bekommt vielleicht nicht für das gleiche Spiel eine Karte, und ein Zusammenrücken auf den Stehplätzen ist sowieso ausgeschlossen. Eine Fankurve, wie wir sie kennen und lieben, kann es unter diesen Voraussetzungen nicht geben. Für uns ist Fankurve damit verbunden, zusammenzustehen, zusammen zu singen und zu hüpfen und sich frei zu bewegen. Daran ist aus für uns vollkommen nachvollziehbaren Gründen derzeit nicht zu denken. Gästefans sind aus Gründen, die wir wiederum nicht nachvollziehen können, komplett ausgeschlossen.

Im Stadion wieder als Gruppe in Erscheinung zu treten, ist für uns erst vorstellbar, wenn die Südkurve wieder zusammenstehen und die Mannschaft wie gewohnt unterstützen sowie auf der gegenüberliegenden Seite jemand für den Gegner singen kann.

FUSSBALL OHNE FANS IST NICHTS

Unsere Meinung zu der Austragung von Geisterspielen zum jetzigen Zeitpunkt sollte allgemein bekannt sein. Wir verweisen an dieser Stelle gerne nochmal auf die Stellungnahmen der Fanszenen Deutschlands vom 16.04. und des Club Nr. 12 vom 25.04.

In den letzten Tagen kursierten einige, um es freundlich auszudrücken, kuriose Vorschläge, wie die möglichen Geisterspiele begleitet werden sollen, um deren naturgemäße triste Atmosphäre zu übertünchen. So sind z.B. Apps im Gespräch, über die Fans vom Sofa aus zur Geräuschkulisse bei der TV-Übertragung beitragen. Fanclubs sollen Zaunfahnen – eigentlich die handgemachten Insignien von Fanclubs, Gruppen und einzelnen Fans, die die Anwesenheit bei dem Spiel bezeugen – online bei Agenturen bestellen und von diesen aufhängen lassen.

Alleine solche Überlegungen anzustellen, ist ignorant gegenüber jenem Akteur, der einem Profifussballspiel und der TV-Übertragung normalerweise die berühmte Atmosphäre verpasst. Das ist der Stadionfan. Er soll künstlich ersetzt werden. So wenig wie möglich soll auf den Ausnahmezustand hinweisen, der ihn davon abhält, die Spiele zu besuchen. Alles soll den Anschein von business as usual machen.

Wer glaubt, er könnte ein Spiel einfach mit einer künstlichen Tonspur unterlegen und so Normalität simulieren, täuscht sich. Er verkennt vollkommen, dass die Bedeutung, die der Fussball mittlerweile hat, aus dem Miteinander vieler Menschen resultiert.  Er verkennt, dass der Profifußball soziales Phänomen ist, das von den Begegnungen der Menschen, dem gemeinsamen Mitfiebern im Stadion, aber zum Beispiel auch in den Kneipen der Stadt, lebt. Fussball alleine vor dem heimischen TV kann auch schön sein. Zu einem Massenphänomen hätte er sich aber so sicher nie entwickelt.

Künstliche Atmosphäre macht Geisterspiele nicht attraktiver. Die Diskussion darüber zeigt lediglich, dass der ein oder andere in einer Blase schwebt, in der nicht mehr ankommt, woraus die herausragende Stellung des Fussballs in unserer Gesellschaft eigentlich resultiert. Sie ist kein gottgegebener Automatismus, sondern beruht auf den Fans und ihren Gemeinschaften, die jeden Spieltag zu etwas Besonderem machen.

Fußball lebt durch seine Fans!

Schickeria München
alarMstufe rot
Club Nr. 12
Colegio
Red Fanatic München
Munich’s Red Pride
Munich Rebels

Stellungnahme der Schickeria München zum Spruchband gegen Dietmar Hopp und der daraufhin entstandenen Kontroverse

Uns war natürlich bewusst, dass unser Spruchband, vor allem in Kombination mit dem darauf folgenden von Red Fanatic München, für Aufsehen sorgen würde.
Das war auch das Ziel.
Von dem Ausmaß des Shitstorms, der seit Samstag tobt, und in dem wir in vielen Fällen als die „Bösen“ dargestellt werden, die den Fußball zerstören wollen, sind allerdings auch wir überrascht.

Mit ein wenig Abstand und nach Einordnung einiger Aussagen, wollen wir uns daher nochmal ausführlich äußern. Dabei geht es uns zum einen um die Vorgeschichte und die Beweggründe für unser Handeln. Zum anderen soll diese Stellungnahme auch eine Replik auf einige der im Nachhinein über uns oder in unsere Richtung getätigten Aussagen sein.

Das Ganze überschreitet den üblichen Rahmen, den wir normalerweise für so etwas wählen. Wir wollen aber vermeiden, an manchen Punkten zu kurz zu greifen, weshalb wir uns für diesen Weg entschieden haben.

Auch danach muss niemand unserer Meinung sein, aber wir hoffen natürlich, dass wir zumindest einige dazu anregen, sich differenzierter mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Unser Dank geht an alle Menschen, die das bisher schon getan haben und alle Szenen, die sich, auf welche Art auch immer, ebenfalls kritisch zu DFB und/oder Hopp geäußert haben.

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Spruchband Erklärung [Schickeria München]

Wir haben heute in einem Spruchband das Wort „Hurensohn“ verwendet. Das ist normalerweise nicht unser Sprachgebrauch, wäre per se aber auch nicht erwähnenswert. Während eines Fußballspiels fallen solche und ähnliche Worte nämlich recht häufig. Man kann da ja beispielsweise mal bei den Fans von Borussia Dortmund nachfragen, die jedes Spiel als „BVB Hurensöhne“ betitelt werden oder halt bei Timo Werner. Alternativ auch mal im eigenen Verein bei Uli Hoeneß oder Oliver Kahn, die häufig aufs übelste beschimpft wurden.

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